Tag der Currywurst – Beobachtungen an einer Imbissbude in Berlin

Schriftzug Imbissbude Zur Bratpfanne

Liebe Leute, wisst ihr, was heute für ein Tag ist? Ja, Montag. Richtig. Montagmorgen. Auch richtig. In Berlin. Ja, schon klar. Heute am 4. September ist der mehr oder weniger offizielle „Tag der Currywurst“. Und da ich Currywurst liebe, hab ich natürlich auch eine Geschichte parat. Na, dit passt doch wie Faust uff Ooje!

Ein Stück Berliner Tradition

Unser Berliner Nationalgericht Currywurst hat also einen eigenen Feiertag an dem wir der Curry „mit“ oder „ohne“ huldigen können. Wenn wir das nicht eh schon oft genug tun. Ich bin bekennender Currywurst-Fan. Seit meiner Kindheit, als mich meine Mutter regelmäßig an die Bude „Zur Bratpfanne“ in Steglitz schleppte. Ein Curry „ohne“ mit Brötchen und dazu eine kleine Flasche warmer Kakao. Eine irre Kombination.

Heute trinke ich statt warmem Kakao lieber eine kalte Cola, aber nach einem Einkaufsbummel in der Steglitzer Schloßstraße, gehe ich immer noch gerne zur „Bratpfanne“. Am liebsten mit meinen Kindern. Ich muss nicht kochen und gebe ein Stück Berliner Tradition an die nächste Generation weiter. Ich finde das ist eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe.

An einem schönen warmen Sommerabend war ich mit meinem Sohn dort. Die „Bratpfanne“ hat zwei Luken, an denen man bestellen kann. Hat meine zweitliebste Wurstbude „Curry 36“ auch. Haben das eigentlich alle Currywurstbuden oder ist das Zufall? Wie dem auch sei, wir stellten uns an das linke Fenster an und bestellten. Neben uns an der anderen Luke versammelte sich etwa ein Dutzend Menschen.

Currywurst oder Bratwurst – that’s the question!

Eine Gruppe Amerikaner. Sie trugen Sonnenhüte, Polohemden, beigefarbene knielange Cargo-Hosen und Turnschuhe. Eine Gruppe Amerikaner auf Reisen. Ein großer schlanker Mann im Holzfällerhemd schien der Anführer der Gruppe zu sein. Er erläuterte das Speisenangebot. Übersetzte. Sie diskutierten. Dann trat der Mann an das rechte Fenster und bestellte: „Eine Bratwurst mit Senf, bitte“, wobei er die Rs in Bratwurst mit breitestem amerikanischen Akzent rollte. Die Gruppe diskutierte weiter die Speisen.

Der Anführer zeigte auf einen Mann aus der Gruppe, nickte und drehte er sich wieder zum Fenster: „Und noch eine Brrrratwurrrst mit Senf, bitte“. Der Verkäufer im inneren der Bude nickte ebenfalls. Ja es lief. Der Mann im Holzfällerhemd hatte alles im Griff. Die Amerikaner wollten von ihrem Anführer wissen, ob Pommes „french fries“ sind und ob man auch eine Bratwurst mit Pommes haben könnte. Aber am beliebtesten blieb die einfache Bratwurst. Also bestellte der Mann: „Und noch eine Brrratwurrrst mit Senf, bitte.“

„Und noch eine Bratwurst mit Senf!“

Mein Sohn und ich bekamen in der Zwischenzeit je unsere Currywurst: ich mit Brötchen, er mit Pommes. Wir begannen zu essen. Aber wir konnten uns kaum auf unser Essen konzentrieren. Das Spektakel an der Nachbarluke war grandios. Eine Frau wollte eine Bratwurst ohne Brötchen (low carb!), eine verzichtete gänzlich. Dann wurde wieder der Klassiker gewünscht und der Mann sagte: „Und noch eine Brrratwurrrst mit Senf, bitte.“ Der Vorgang wurde noch zweimal wiederholt. Jedes Mal drehte sich der Mann zur Lucke, sagte seinen Satz und der Verkäufer nickte.

Schließlich entschieden sich zwei Herren für Hamburger. Jetzt waren alle versorgt. Der Anführer im Holzfällerhemd strahlte, ob der erfolgreichen Bestellung. Offenbar war er der einzige, der ein paar Brocken oder vielmehr: Bratwürste deutsch sprach. Ja, deutsch ist eine schwierige Sprache. Und keine schöne Sprache. Eine Bekannte, ebenfalls Amerikanerin, sagte einmal zu mir: Deutsch klingt so, als ob jemand kotzen muss. Vielleicht war der geduldige Imbissbudenmitarbeiter deshalb so schweigsam? Verkaufsorientiert? DENKSTE!

Typisch Berlin: mit Herz und Schnauze

Dann jetzt sprach der Verkäufer: „Dit nächste Mal zählta erst de Würste und denn wird bestellt, Meester!“ – „Oh, sorry, ick wusste das nicht.“ – „Schon jut, nächstet Mal.“

Ein Currywurst, eine echte Berliner Brühwurst so wie sie die Imbissbuden-Besitzerin Herta Heuwer am 4. September 1949 erfunden haben soll (very traditional!), hat übrigens keiner der Amerikaner gegessen. Schade eigentlich.

 

 

 

Fotos: (c) montagmorgen.berlin

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