Zehn Tage in New York City haben einiges durcheinandergebracht. Berlin ist plötzlich so leise, langsam, ja gemütlich. Niemand hupt, alles geht so seinen Gang und die U-Bahn schleicht fast lautlos aus dem Tunnel in den Bahnhof.
Ich bestelle meinen Kaffee superschnell und wundere mich, dass mein Gegenüber nicht innerhalb einer Viertelsekunde fragt: „Milk? Sugar?“ Mein Lauftempo hat sich verdoppelt. Ja, werdet ihr jetzt sagen, dit is ja allet nüscht Neuet. Stimmt. Ich flitze zur Haltestelle, zum Supermarkt und zum Fitnessstudio. Dort absolviere ich mein Training in Turbotempo. Ich spüre, ich bin effizient. Ich kriege viel geschafft. Paradoxerweise gibt mir das neue Tempo mehr Energie. Es ist das erste Mal, dass ich nicht entschleunigt aus dem Urlaub komme, sondern beschleunigt. Ich mag‘s.
Ach, mein schnuckeliges Berlin, ich sehe dich jetzt mit ganz anderen Augen. Dabei hast du mich doch auf deine ganz eigene Art begrüßt: Ich landete am BER. Mein Koffer leider nicht. Man hatte ihm die nächste Maschine aus Frankfurt zugeteilt, die blöderweise mit 90 Minuten Verspätung ankommen sollte. Voraussichtlich. Nach mehr als 24 Stunden auf den Beinen wollte ich nicht warten. Also das Lost-Baggage-Formular ausgefüllt, ab nach Hause, schlafen. Unglaubliche 14 Stunden später erwachte ich.
Auf meinen Handydisplay waren zwei Anrufe in Abwesenheit einer unbekannten Nummer. Oh. Dann klingelte das Telefon erneut. „Hallo?“ Eine barsche männliche Stimme bellte in den Hörer: „Kommen Sie runter! Ihr Gepäck ist da!“ Uff. Hurra. Wieder da. Welkom bäck to Börlin. Im Pyjama ging ich die Treppen hinunter. In New York klänge das so: „Ma’am, we are about to deliver your luggage. Would you mind coming downstairs to pick it up? We would really appreciate it.“
Ja, das ist das Tolle an dieser faszinierenden Stadt, die niemals schläft: So ziemlich jeder hat Zeit für ein freundliches Wort. Ein „How are you?“ hier, ein „Have a good one!“ dort. Sehr angenehm. Ich wollte den Menschen beim Aussteigen aus dem Fahrstuhl auch gerne einen schönen Tag wünschen, aber verdammt, sie waren immer schneller. Muss wohl noch ein bisschen üben. Dafür schnauze ich mich selber an: „Jeht dit ooch `n bisken flotter, Frollein!“ Home sweet home.