Gutes Karma in der Küche? Willkommen im Büroalltag

orangefarbener Mülleimer auf der Straße

Der Mensch und sein Müll, ein beliebtes Thema in dieser Stadt. Die Tonnen im Hof sind am Donnerstagmittag so voll, dass vor dem Wochenende nichts mehr geht. Nach einem wunderbaren Sommertag quellen am Sonntagabend die Mülleimer im Park über. Dann ist Wochenanfang. Montagmorgen. Berlin startet in eine neue Arbeitswoche und ich fahre ins Büro.

Der Schlüssel schließt im Schloss. Zwei Mal herum, das heißt ich bin die erste heute. Kurz nach zehn betrete ich die Räume unserer kleinen Bürogemeinschaft in Kreuzberg. Wir sind fünf. In der Küche strömt mir ein süßlicher Geruch entgegen. Der Deckel des kleinen Tretmülleimers schließt nicht richtig. Dieser kleine dunkle Schlitz lässt den Mülleimer aussehen wie ein gefräßiges Monster. Es scheint zufrieden, es ist randvoll. Ein kleiner Faden an dessen Ende das Etikett eines Teebeutels baumelt, hängt noch aus seinem leicht geöffneten Maul.

Die Botschaft des Tages

Jetzt hat es mir den Duft der Abfälle der vergangenen Woche grinsend entgegengerülpst. Das Mülleimer-Monster hatte als letztes eine Speise aus dem ayurvedischen Restaurant am Ende der Straße, Wildmöhren und Yogi-Tee. Alles biologisch dynamisch. Für positive Energien? Für gutes Karma? Ist es der Duft von gutem Karma, der mir hier entgegen weht? Ich weiß es nicht, aber eines ist klar: Ein Mülleimer ist voll, wenn er voll ist. Für diese Erkenntnis brauche ich keine Erleuchtung, kein seherisches Wissen, keine spirituellen Fähigkeiten.

Das ist ein Stück Büroalltag. Warum hat niemand am Freitag den Müll herunter gebracht? Warum drückt jeder seinen Abfall noch oben drauf? Ach, meines passt schon noch. Passt es nicht. Vielleicht verträgt sich gutes Karma nicht mit Alltäglichkeiten wie Mülleimer leeren. Auf dem Etikett des Yogi-Tees steht eine kleine Weisheit. Die beglückende Botschaft des Tages heißt: Handele, sei und fühle dich groß. Na dann.

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