Schmidts Katze vs. Sofa

rotgetigerte Katze liegt auf der Seite und schläft

Heute also ist der große Tag. Ich bekomme ein Sofa geliefert. Nun ja, das geschieht nicht alle Tage. Ick bin ja so uffjerecht. Zurecht, denn 24 Stunden vor der Lieferung schickte die Spedition eine SMS.

Darin verwies sie auf die Sicherheitsschuhe ihrer Mitarbeitenden und dass Holzfußboden mittels Decken zu schützen sei. Oha, dachte ich. Wir haben überall Dielen. Hundert Jahre alt. Was nun? Vielleicht hilft eine alte Kuscheldecke. Könnte aber rutschig werden. Sollte ich sie deshalb besser festkleben? Hinterlässt beim Abziehen hässliche Rückstände. Besser Malerkrepp? Alle. Ich fragte meinen Mann, was er tun würde. „Tragen die Spikes?“ fragte er zurück. Dann räumten wir Möbel, Kartons und Getränkekisten bei Seite, um eine Einflugschneise für unseren neuen gepolsterten Mitbewohner zu schaffen. Ich bin gerne vorbereitet.

Am Tag der Lieferung brauche ich einen Hammer. Damit klopfe ich fest gegen die schwergängigen Riegel der Flügeltür. Auch das will organisiert sein. Altbau halt. Es klingelt. Oh, jetzt schon? Ich drücke den Türöffner und springe geschmeidig ins Treppenhaus… Auf dem Absatz begegne ich einem Paketboten. Er reicht mir einen DIN-A-4-Umschlag. „Ich dachte, mein Sofa kommt“, stammle ich und schleiche zurück in die Wohnung. Den Hammer lege ich auf die Kommode neben der Tür zu der alten Kuscheldecke. Es klingelt erneut.

Jetzt aber. Der erste Möbelträger bringt den mitbestellten Fußhocker in die Wohnung und ist eins, zwei, fix im Wohnzimmer. Öhm … ja? Es rumpelt im Treppenhaus. „Ey, hier ist eine Katze“ ruft eine tiefe Stimme. Ich sehe einen Mann mit einem riesigen Karton auf dem Rücken. Meinem Sofa. Er steht auf dem Treppenabsatz, zwei Stufen höher sitzt der gestreifte Stubentiger der Nachbarn und starrt das Monstrum an. „Nicht meine“ rufe ich. „Am besten gehen Sie einfach weiter, sie ist scheu und wird schon verschwinden.“

Und ja, das tut sie. Sie zischt an meinen Beinen vorbei in unsere Wohnung. „Ey“ rufe ich jetzt und stolpere hinterher. Sie flitzt ins Wohnzimmer. Das ist schon besetzt, also geht es weiter. Oha, die geht ja ab wie …In meinem Haus wohnt kein Schmidt, seine Katze offenbar schon. Gsch. Gsch. Wirst du wohl … Wenn der Schmied, aus dem der Schmidt wurde, früher mit dem Hammer auf den Amboss schlug… das laute Geräusch… die Katze in meiner Wohnung schleicht jetzt um den Küchenblock. In halb gebückter Haltung folge ich ihr. Gsch. Gsch. Und frage mich selbst, was das bringen soll.

Linksherum. Rechts antäuschen. Wieder links. Sollte ich den Besen nehmen? Witwe Bolte in Action? Mir fällt der Hammer ein. Gsch. Gsch. Ich mach hier gleich den Schmied… wieder Geräusche im Treppenhaus. Ach, ja, das Sofa. Der erste Möbelträger ist unbemerkt zu seinem Kollegen gelangt. Nanu? Gemeinsam wuchten die Spediteure das drei Meter breite Sofa hochkant in den Flur und stoßen gegen die Lampe. Einer flucht. Ich auch. Die Katze schaut zu. Keine Chance vorbeizukommen. Curiosity killed the Cat. Denkste! Das schlaue Tier rennt in die entgegengesetzte Richtung in das Zimmer meines Sohnes und versteckt sich unterm Bett. Ach, nee.

„Jetzt haben Sie eine Katze“, sagt der Möbelträger und lacht. „Habe ich nicht bestellt!“, entgegne ich. Er: „Hier unterschreiben.“ Dann sind die beiden Männer mit dem Aufstellen des Möbels im Wohnzimmer beschäftigt. Währenddessen gelingt es mir den Stubentiger aus seinem Versteck und in das Treppenhaus zu locken. „Geh nach Hause“, rufe ich Schmidts Katze hinterher. Dann schließe ich die Flügel der Wohnungstür. Als die Männer später die Wohnung verlassen, schaue ich ihnen auf die Füße. Sie tragen Turnschuhe.

 

 

 

 

Foto: (c) Lisa Spreckelmeyer / pixelio.de

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