Tschüssikowski u.w.e.

Bierflaschen im Kühlschrank

Liebe Männer, die ihr diesen wunderbaren kurzen knackigen Vornamen tragt: Ich muss mich entschuldigen. Bitte nicht persönlich nehmen. Kein Namebashing. Nein.

Ich schwöre. Es handelt sich schlichtweg um ein Akronym. Wat is’n ditte? Also, ein aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildetes Kurzwort. Ein Beispiel aus der Homeschooling-Zeit: SaLzH. Klingt nach lateinamerikanischem Tanz, meint aber Schulisch angeleitet Lernen zu Hause.

„Willst du noch den u.w.e.?“ lautet die Frage, die mir meine Kinder gelegentlich kichernd stellen und dabei eine fast leere Limonadenflasche reichen. Nee, danke. Denn, jetzt endlich die Auflösung, u.w.e. steht für: unten wird‘s eklig und bezeichnet den Rest eines Getränks in einer Flasche. Jene Neige, die durch mehrfaches An- und Absetzen beim Trinken zu 90 % aus Spucke besteht.

Lustigerweise treffe ich u.w.e. und seine Verwandten, die mit etwas weniger Speichelrest auskommen gleichwohl genauso unerfreulich sind, in letzter Zeit häufig. Ich habe so einen Verdacht, wer die alle eingeladen hat. Am Montagmorgen fühlte sich die Milchpackung, die ich aus dem Kühlschrank nahm, verdächtig leicht an. Der Inhalt reichte, um meinen Kaffee von schwarz zu dunkelbraun zu färben. Guten Morgen, u.w.e.!

Als Käserinde, hübsch in Folie eingewickelt, sah ich u.w.e.s Cousins. Er lag neben seiner Schwester, die sich als letzte Scheibe Wurst in der offenen Verpackung wellte. Im Marmeladenglas konnte ich mit etwas Geschick die Reste in den Ecken zu einen halben Teelöffel Mini-u.w.e.-Marmelade zusammenkratzen. Wer zum Teufel stellt ein leeres …hallo, ich weiß schon!

Die Großtante zweiten Grades mag es im Brotkasten. Dort schrumpelt sie regelmäßig vor sich hin und windet sich in der Plastiktüte, die für so eine einsame alte Toastbrotscheibe viel zu groß ist. Niemand erbarmt sich ihrer. Äße man sie auf, müsste man ja, oh krasser Aufwand, seinen müden Teenagerkörper bis zum Mülleimer schleppen, um die leere Verpackung zu entsorgen.

Im Badezimmer macht die Duschgelflasche einen Kopfstand. Verdächtig. Mächtig verdächtig. Tatsächlich reicht der Inhalt gerade noch, um den Bauchnabel auszuspülen. Man bräuchte auch äußerstes Geschick, um mit dem letzten verknüllten Blatt auf der Klopapierrolle die Tätigkeit zu verrichten, für die Klopapier einst erfunden wurde. Ach, nö. Ick gloob ick spinne. Nu is aber jut … jute Nacht, u.w.e.!

Ich fluche und schimpfe die Kinder. Dann fahren sie für eine Woche in die Ferien und wie es scheint, u.w.e. gleich mit. Unser Zuhause wird zu einem Paradies der Ordnung. Ach, is dit schön. Bis ich nach ihrer Rückkehr die Flasche Bananensaft im Kühlschrank entdecke. Ich halte sie gegen das Licht und betrachte den Inhalt. Es sind etwa 20 Milliliter, grob geschätzt. Da grinst er mich frech an: Hallo ich bin’s, der u.w.e.!

Bodenlos. Aber jetzt is‘ Schluss mit lustig. Jetzt schmeiß ick den Kerl raus!

 

 

 

 

Foto: (c) Wandersmann / pixelio.de

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