It’s a man’s world und ick mittendrin

Schild zeigt Fahrradweg an

Das Problemchen: Der Schlüssel brach ab. Der Rest steckte im Schloss des massiven Faltschlosses, das Faltschloss fixierte das Rennrad an ein Straßenschild, das Straßenschild war einbetoniert. Blöd.

Der Mann vom Schlüsseldienst begutachtet den Kaufvertrag. Auf dem Beleg steht der Name meines Mannes, da er das Fahrrad für unseren großen Sohn gekauft hatte. Also habe ich schlau, schlau und super vorausschauend vorbereitet auch eine Kopie des Ausweises meines Mannes dabei. Die lege ich auf den Tresen, dazu meinen Perso. So weit, so gut. Mein Gegenüber schweigt.

Der Mann vom Schlüsseldienst nennt mir den Preis für die Dienstleistung, bleibt jedoch zögerlich. Eigentlich wolle man keinen Ärger, sagt er. „Könnte passieren, wenn ein engagierter Nachbar die Schlossöffnung beobachtet und die Polizei ruft.“ Ich nicke. Dann erzähle ich, dass man mir in einem anderen Geschäft geraten habe, eine Flex auszuleihen und es selbst zu machen. Aber auch ich wolle keinen Ärger und füge hinzu: „Außerdem weiß ich gar nicht, wie das geht.“ Fehler. Ganz großer Fehler.

„Ihr Mann wird das wissen“, sagt der Mann vom Schlüsseldienst. Pause.

Das ist, liebe Leute, der Moment, wo frau mal janz tief durch den Schlüpper atmen muss. Hallo? Warum weiß mein Mann das? Wissen Männer per Geburt, wie man Maschinen aller Art bedient? Dürfen Männer so etwas auch nicht wissen? Willkommen im Jahr 2022. Mein Mann ist Arzt. Er rettet Leben. Erfreulicherweise nicht mit der Akku-Flex. Ich atme still in mich hinein.

Ich schweige und bin froh, dass unter der FFP2-Maske nicht zu sehen ist, wie meine Mundwinkel zucken. Kopfkino-Alarm. Ihr dürft an dieser Stelle entscheiden, in welche Richtung sie gehen. Nach oben: Lachanfall. Oder nach unten: Grimasse. Ich atme still und muss an meine Urgroßmutter denken. „Nich` ärjern, nur wundern!“. Und schön weiter atmen. Wohin auch immer.

„Also 50 Euro inklusive Anfahrt, ja?“ sage ich, um auf den Kern der Sache wieder zurückzukommen. Eine Stunde später erscheint ein Mitarbeiter des Schlüsseldienstes am Straßenschild. Die Akku-Flex surrt fünf Sekunden. Dann ist das Rennrad meines großen Sohnes von der zweiwöchigen Zwangsromanze befreit.
Ich schiebe es nach Hause.

Der Hinterreifen ist platt, falls man(n) jetzt etwas anderes denkt.

 

 

 

 

 

Foto: (c) Petra Schmidt / pixelio.de

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