Wer den magischen Zugang kennt …

Menschen spiegeln sich in einer großen Glaskugel

Freunde, wir starten zauberhaft ins Jahr 2023. Ein Jahr, in dem wir mit allem rechnen müssen. Auch, dass es gut wird. Los jeht’s.

Er strampelt und hampelt, es ruckelt und wackelt, das Tretlager des Fahrradergometers knirscht seltsam. Was ist denn da los? Während ich brav meine halbe Stunde im aeroben Bereich abradle, ist auf dem Gerät neben mir die Hölle los. Der Mann drückt auf dem Display, auf dem man verschiedenen Programme, Widerstandsstufen und was weiß ich was alles einstellen kann, herum. Dabei kurbelt er die Pedale in ultra Geschwindigkeit, bis sie kaum mehr erkennbar sind. Sie verschwimmen zu einer ringförmigen Bewegung wie in einem Comicstrip. Fehlen nur noch kleine Staubwölkchen. Hui, da hat es aber jemand eilig – mit den guten Vorsätzen ins neue Jahr zu starten.

Schön coronakonform hat er ein Fahrrad zwischen uns freigelassen. So weit, so gut. Doch diese Dynamik irritiert mich. Das Duracell-Häschen steigt aus dem Sattel, setzt sich wieder, schmeißt den Oberkörper hin und her. Kratzt sich den grauen Bart und schiebt die Brille wieder auf die Nase. Alter, easy, sonst ist das dein letzter Ritt. Was hat er vor? Versucht er sich in eine andere Dimension zu beamen? Harry Potter Gleis neundreiviertel lässt grüßen. Um das Grinsen zu unterdrücken, konzentriere ich mich auf die Leiste oben in meinem Bildschirm: Kilometer, Kalorien, RPM, Herzfrequenz. Dann beobachte ich einen Mann beim Hanteltraining. Ablenkung.

Schaue ich nach links, kann ich durch die große Scheibe den Menschen im Schwimmbecken zusehen. Fleißig ziehen sie ihre Bahnen. Ach ja, könnt ich auch mal wieder machen. So lasse ich die Gedanken schweifen. Kein Stress.  Der beliebteste Vorsatz für das neue Jahr, habe ich gelesen. So, so … ach, ja … huch!? Er ist weg! Das Fahrradergometer rechts ist leer. OMG. Er hat es tatsächlich geschafft und sich in den Orbit geschossen. Ich kann es gar nicht glauben. Einfach weg. Puff. Auf dem Display ist noch das Endresultat seiner Bemühungen zu sehen. Zahlen. Daten. Darüber prangt: Sie haben das Training erfolgreich abgeschlossen. Wow.

Später fällt mir ein Schwimmer auf, der mit kraftzehrenden Brustzügen durchs Becken pflügt. Zack. Zack. Zack. Dingding. Dingding. Sharkalarm. Als wäre der Weiße Hai hinter ihm her und er schwämme um sein Leben. Da ist er also hin. Vielleicht. Ich weiß es nicht genau, Menschen sehen mit nassen Haaren immer so anders aus. Auf alle Fälle weiß ich aber, welches Fahrrad ich beim nächsten Mal nehme. Und tschüss.

 

 

 

Foto: (c) montagmorgen.berlin

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