Das Schöne ist: In Berlin kannste immer etwas erleben. Hier regieren Herz und Schnauze. Triffste uff’n Urbalina – haste Spaß. Einfach so. Zum Beispiel beim Einkaufen am Montagmorgen. Ihr müsst nur zuhören und euch freuen. Ick zeig euch, wie’s jeht. Kommt mal mit an Herrmannplatz.
Karstadt. Herrmannplatz.
Haushaltswaren, Kurzwaren, Sammelkasse.
Der ältere Herr tritt an die Kasse. Er ist als nächster dran.
„Na, ick hab ja nich ville!“ stellt er laut fest. „Nur Schlüppajummi.“
Er hält das Päckchen Gummiband in die Höhe, als hätte er gerade einen Schatz gefunden.
Die Umstehenden schmunzeln.
Das macht dem älteren Herrn sichtlich Freude.
„Schlüppajummi!“ ruft er erneut.
Und blickt sich triumphierend um.
„Wisst da, wat dit is?“ Es entsteht eine kurze Pause.
Dit braucht ja keener mehr!
„Nee, wissta nich!“ stellt er fest. „Na dit braucht ja och keener mehr.“
„Heutzutaje trägt ja keener mehr Schlüppa!“ poltert er weiter.
Dabei lacht er freundlich.
Wieder schmunzeln alle.
„Ach nee?“ murmelt der Kassierer. „Na, da mach‘ ich wohl was falsch.“
Gemurmel. Gelächter. Ich muss grinsen.
Ich möchte mir jetzt den Verkäufer nicht in Unterhosen vorstellen, aber schon ist es passiert.
Der ältere Herr bezahlt.
„Ja, da lachta alle, wa?“ nimmt er den Faden wieder auf.
„Schlüpperjummi, dit kennt ja keener mehr. Die jungen Dinger wissen doch ja nich, wat dit is.“
Er schaut mich an. „Die tragen ja keene Schlüppa mehr.“
Montagmorgen: Wieder wat jelernt!
Mmmh, denke ich. Junges Ding bin ich jetzt nicht. Und ich weiß, was „Schlüppa“ sind.
Aber ob ich welche trage, dazu sage ich jetzt nix.
Ich nicke freundlich.
„Schlüppajummi!“
Der ältere Herr hält seine Beute, das Päckchen Gummiband, in die Höhe.
„Ick sach ma, wat die heutzutaje als Schlüppa tragen, diese … Tangas … dit is ja nich größer wie’n Taschentuch, wa?“ Mit diesen Worten geht er.
So entlässt er die Umstehenden mit einem Lächeln in den Montag. Ein guter Start in die Woche.
Humor – dit kann man doch immer jebrauchen!