Wer „mit ohne“ will, muss wollen

gepflückte Erdbeeren im Körbchen

Frühlingsanfang und im Supermarkt jibts Erdbeeren. Saisonstart. Da darf man mal nachdenken …

Wer bitte ist so bekloppt und kauft das teure Zeug ohne Verpackung? Menschen, bei denen folgender Film abläuft: Ah, es gibt Erdbeeren. Und oh, in einem Pappschälchen. Ohne Plastikfolie. Sehr gut. Menschen, die sich mit ihrem Set kleiner Gemüsenetze durch den Verpackungswahn im Supermarkt kämpfen. Wer „mit ohne“ kaufen möchte, muss das wirklich wollen. Für alle anderen gibt es die sogenannten Hemdchenbeutel. In Hülle und Fülle und von der Rolle.

Die Frau kaufte die Früchte. Natürlich wickelte sie keinen Hemdchenbeutel darum. Das wäre widersinnig. Oder? Die Kassiererin rollte die Augen, als sie die Schale vorsichtig auf ihre Kassenwaage zog. Egal, da stand die Frau drüber. Sie bezahlte und fing an, ihren Einkauf zu verstauen. Plötzlich tönte es hinter ihr: „Warum nehmen Sie keine Tüte?“ Hä?

Eine andere Frau hielt der Frau einen Hemdchenbeutel, nein sogar zwei übereinander, entgegen. Sicher ist sicher. Einer könnte bei 400 Gramm Inhalt reißen. „Warum nehmen Sie keine Tüte?“ fragte die andere Frau erneut. „Für die Erdbeeren?“ Eigentlich hätte die Frau der anderen Frau die Hölle heiß machen müssen, warum sie zwei Plastiktüten um ihr eigenes Obst gewickelt hatte, stattdessen ließ sie die Vorhaltungen der anderen Frau über das Weglassen einer Plastikverpackung über sich ergehen. Verkehrte Welt.

Passen Sie mal auf, meine Dame, warum ich KEINE Tüte nehme? Hallo? Ich habe drei Kinder. Die demonstrieren freitags für mehr Umweltschutz, für das Klima, für Veränderung. Und ich habe verdammt nochmal Verantwortung ihnen gegenüber. Sie sind es, die mit den Folgen leben müssen, die du und ich produziert habe, Lady. So sieht’s aus. Schon mal was davon gehört, dass es so nicht weitergeht. Wenn jeder seinen kleinen Beitrag leistet … kommt hier an und fragt, warum ich keine Tüte nehme? So ein egoistischer Sch…!

Ja, das hätte ihr die Frau vielleicht sagen sollen. Ist ihr aber erst später eingefallen. Stattdessen nahm die Frau ihren Einkauf und trug die Erdbeeren in der Pappschale wie ein Neugeborenes behutsam hinaus. Sie bekamen einen besonderen Platz auf der Sitzbank des Lastenfahrrads. Berlins Radwege sind nicht immer glatt und eben. Als die Frau zu Hause ankam, war die Pappschale umgefallen. Die Erdbeeren lagen zwischen den Stoffbeuteln. Sie grinsten die Frau frech an.

„Warum nehmen Sie keine Tüte?“, hallt es in ihrem Kopf. Darum. Die Frau sammelte die kleinen roten Racker ein und trug sie nach oben in die Wohnung. Später aß sie ein Joghurt mit Müsli und frischen Erdbeeren drauf. Noch nie hatten diese so köstlich geschmeckt. Und die Moral von der Geschicht? Streichen Sie das Warum. Bleiben Sie standhaft. NEHMEN SIE KEINE TÜTE!

 

 

 

Foto: (c) montagmorgen.berlin

 

 

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