Halber Pandabär – Begegnung mit Maske

Kind mit Maske als Kaleidoskopbild

Wir treffen uns zufällig vor dem Supermarkt. Ihr skeptischer Blick verrät Unsicherheit. „Bist du das?“, fragt sie. „Ja“, antworte ich und bemerke im selben Augenblick, wie absurd diese Begegnung beginnt.

Wir lachen. Wir tragen Masken und sind somit optisch reduziert auf die obere Hälfte des Gesichts. Fast hätte auch ich Ulrike nicht erkannt hinter ihrer selbstgenähten Stoffmaske mit auffälligem Blütenmuster. Sie ist Kunsthistorikerin. Und eine sehr gepflegte Dame. Immer schick. Wir sind uns längere Zeit nicht über den Weg gelaufen. Wir quatschen über dies und das und Corona und jenes und Corona und die Welt und Corona. Na, wie man sich momentan so unterhält.

Irgendetwas stimmt nicht mit ihr, denke ich. Sie sieht irgendwie … schief aus. Ich verspüre den Drang, den Kopf leicht zur Seite zu neigen. Ich brauche einen Moment, dann finde ich den Fehler. Das eine Auge hat Ulrike geschminkt, kräftig die Wimpern getuscht. Das andere nicht. Nanu? Sie sieht aus wie diese niedlichen Hunde aus der Werbung. Oder ein halber Pandabär.

Sollte ich sie darauf ansprechen? Das ist wie mit der Petersilie zwischen den Zähnen, die man jetzt dank Mund-Nasen-Schutz aber nicht mehr sieht.

„Du, äh …“, setze ich an, doch Ulrike ist in ihrem Element.

„Und das war wieder stressig heute morgen, alles holterdiepolter … und Corona und … voll anstrengend.“ Ja, das sieht man, denke ich.

Leider neigt Ulrike ein wenig zum Schwätzen und so komme ich nicht zu Wort. „Wir haben ja jetzt einen Hund“, erzählt sie gerade. Und ich kann mir schon vorstellen was für einen. Gleich und Gleich gesellt sich gern. Dieses Prinzip gilt auch bei der Wahl eines Hundes, las ich kürzlich. Ein tierisches Spiegelbild.

„Ach echt“, werfe ich ein „und hat der zufällig einen schwarzen Fellfleck um das linke Auge?“ Damit stoppe ich für einen Augenblick Ulrikes Redefluss. Strike.

„Nee, wie kommste denn darauf?“, fragt sie irritiert.
„Ach, nur so eine Idee. Ich muss dann mal weiter“, läute ich die Verabschiedung ein.
„Ja, ich auch“, sagt Ulrike „War schön.“

„Ja, bleib‘ gesund.“

 

 

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