Musste haben: It-Piece made in Brandenburg

Termoskanne auf nasser Parkbank

Anfang des Jahres traf ich eine Freundin zu einem gemeinsamen Spaziergang. Normalerweise besuchen wir zum Jahresbeginn gemeinsam eine Ausstellung und erfreuen uns an tollen Fotografien oder Gemälden. Normalerweise.

Auf dem Weg zum U-Bahnhof kam ich an einem Biosupermarkt vorbei unter dessen Vordach vier Menschen standen. Das Vordach ist sehr groß, doch standen die zwei Männer und die zwei Frauen dicht an der Hauswand, schmiegten sich förmlich an sie, als suchten sie Schutz vor einem Schneesturm. Es schneite tatsächlich an jenem Tag. Was taten sie dort? Ein heimlicher Glühweintreff? Zumindest sah ich auf dem Fensterbrett des Biosupermarktes eine große silberfarbene Thermoskanne. Aber da konnte ja wer weiß was drin sein.

Ich fröstelte, als ich weiter durch den Schneeregen stapfte. Ein Heißgetränke wäre jetzt schon super. Zunächst spendete der erreichte U-Bahnhof etwas Wärme. Ich löste eine Kurzstrecke und stieg in den schon bald einfahrenden Zug. Es ist ja seltsam still geworden in den U-Bahnen. Gelangweilt lehnte ich mich an die Plexiglasscheibe im Türbereich. Schräg gegenüber stand ein junges Paar. Sie waren die einzigen, die leise miteinander sprachen. Fast wäre ich gedanklich weggenickt, aber da! Die Frau hielt in der Hand eine – jawoll – Thermoskanne. Wie lustig, schon wieder, dachte ich und erinnerte mich nun auch an all die stolzen Thermoskannenträger, die mir am Weihnachtsfeiertag beim Spaziergang um die Krumme Lanke begegnet waren.

Ich begrüßte meine Freundin, mit Abstand. Versteht sich. „Wollen wir los“, fragte ich, da griff sie in ihre große Umhängetasche. „Ich hab‘ uns da noch was mitgebracht, zum Aufwärmen, Rooibostee“, sagte sie mit strahlenden Augen und förderte eine große silberfarbene Isolierflasche hervor. Ich musste lachen. Ich begriff, dass ich der letzte Depp war, der keine dabei hatte. Immerhin konnte ich ein bisschen klugscheißen. Unterwegs erklärte ich meiner Freundin, dass die Thermoskanne ja made in Brandenburg sei, zumindest geistig gesehen. Dem Erfinder Reinhold Burger ist in seinem Geburtsort Glashütte (Baruth/Mark) eine Ausstellung gewidmet. Auch ein schönes Ziel für eine gemeinsame Unternehmung. Normalerweise.

 

 

 

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