Ooch dit noch: In Mitte wird ein Haus gebaut

mehrere gelbe Bauhelme liegen bereit

Heute ist es ruhig. Ganz ruhig. In der gesamten Straße. Das beunruhigt mich, denn es war in den vergangenen Monaten nicht so. Alles okay da drüben?

In Mitte wird ein Haus gebaut. Es wird acht Etagen haben und schließt die letzte Lücke in der Straße. Gegenüber im Büro im Erdgeschoss ist mein Arbeitsplatz. So habe ich Gelegenheit, den Fortgang der Bauarbeiten stets im Blick zu haben. Es wird ein teures Haus oder sagen wir so: ein Haus für Leute mit viel Geld. Exklusiv wohnen im Herzen Berlins. Für das Penthouse im obersten Stockwerk muss, so wird gemunkelt, mehr als eine Million Euro hingeblättert werden.

Eines Tages standen die Bauarbeiter vor dem Haus auf der Straße, vor dem großflächigen Werbeplakat am Baustellenzaun. Es zeigt eine pittoreske Architekten-Computer-Simulation des Hauses. Sie sahen auf das Bild und an dem Rohbau hoch, den bereits zwei Balkone pro Etage schmückten. Aber irgendetwas stimmte wohl nicht. Die Anordnung? Die Größe? Die Männer machten sich an die Arbeit. Sie knatterten die geschwungenen Spitzen ab. Das sah fürchterlich aus. Mittlerweile ragten von den zukünftigen Freiluftoasen nur noch nackte Stahlgerippe hervor.

Mürrisch blickt das unfertige Haus in den grauen Winterhimmel. An dem Rohbau rumpelte und staubte und lärmte es. Tage. Wochen. Einiges musste schief gegangen sein beim Bau des Hauses, denn irgendwann dröhnten die Arbeiten auch aus dem Inneren. Die Männer gossen Beton und hämmerten ihn wieder weg. Eine sehr eigenwillige Technik, die die Jungs da zeigten Gut, dass Gott den Presslufthammer erfunden hat! Da lässt sich so manches Missgeschick wieder ausbügeln. Wenn die wüssten, die Damen und Herren, die für teuer Geld dort einziehen werden, in ihr Eine-Millionen-Euro-Apartment.

Eines Tages wird auch dieses Haus fertig sein. Egal wie. Heute war es verdächtig ruhig … jetzt brummt es wieder. Dann ist ja gut!

 

 

 

Foto: (c) pixelio / Rainer Sturm

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