Straßentalk: Junge Mädchen und ein alter Römer

Kolosseum in Rom und blauer Himmel

Muss lustig sein, denke ich, was die Mädchen da zu besprechen haben. Jugendlicher Überschwang. Könnte ich doch nur ein bisschen zuhören, ein wenig von ihrer unbeschwerten Heiterkeit erhaschen.

Aber noch bin ich zu weit weg. Die drei kamen aus dem Schultor eines Kreuzberger Gymnasiums. Jetzt laufen sie vor mir auf dem Bürgersteig und giggeln. Dabei beugen sie ihre Oberkörper immer wieder nach vorne, die Kopftücher wehen hin und her. Zwei haben sich untergehakt. Die dritte plappert munter auf die anderen zwei ein. Dabei fliegen ihre Arme durch die Luft. Jetzt eine große Geste. Pause. Lachen.

Das ist meine Chance, um aufzuholen. Tatsächlich gelingt es mir, einige Wortfetzen aufzuschnappen. „Frau Meier war so krass heute“, höre ich ein Mädchen sagen. Aha, denke ich, jetzt wird es spannend und freue mich auf unterhaltsame Details aus dem Schulunterricht. Mist, warum rennen die denn jetzt auf einmal? Als hätte jemand an einer unsichtbaren Schnur gezogen, eilen die drei die Straße hinunter, dann stolpern sie durcheinander. Pause. Lachen.

Mehr über Frau Meier werde ich nicht erfahren. Es bleibt jedoch keine Zeit, dies zu bedauern. Wieder kreischen die Mädchen wild durcheinander und ich denke, es geht bestimmt um Jungs. In dem Alter geht es doch immer um Jungs, wenn so viel gekichert wird. Dann höre ich einen kurzen, überraschenden Dialog.

Mädchen 1: „Ey, Gallius Julius Cäsar! Kennst du nicht?!“
Dabei taxiert sie ihre Freundinnen mit weit aufgerissen Augen und winkelt ihre Arme an, die Handflächen der vermeintlich Unwissenden entgegengestreckt.
Mädchen 2: „Wie hässlich er ist!“
Mädchen 3: „Ach so!“
Giggel. Giggel. Ich denke daran, wie öde ich damals den Geschichtsunterricht fand. Aber so geht‘s auch, kichere ich in mich hinein. Danke, Mädels!

 

 

 

Foto Kolosseum: (c) pixelio / Andrea Damm

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