Grobis Brille oder die erste Challenge des Jahres

Brille liegt auf aufgeschlagenem Buch

Ihr Lieben, wie verschmelzen Sesamstraße, Verordnungen und die große Kraft, immer Ruhe zu bewahren zu einer wunderbaren Geschichte? Voilà! Die Antwort.

Das Kind klagt, es bräuchte eine Brille. Aha. Es könne die Dinge am Smartboard in der Schule nicht richtig erkennen, wenn es ganz hinten sitzt. Soso. Mama, das nervt voll. Ja, dann. Ich vereinbare online einen Termin für einen Sehtest beim Optiker meines Vertrauens. Fehler Nummer eins. Drei Tage später sitzen wir in der Filiale. Der Mitarbeiter schaut meine Teenie-Tochter an und erklärt: „Unter 18 Jahren dürfen wir das nicht machen.“ Das wusste ich nicht. Mist. Es ist ja immer schwer nach Dingen zu fragen, von denen man nichts weiß. Und jetzt? „Gehen Sie zum Augenarzt.“ Ich kenne aber keinen, da bisher keine Fehlsichtigkeit bekannt war. Die Gerüchte um monatelange Wartezeiten auf Facharzttermine wabern durch meinen Kopf. Ich bekomme ein A4-Blatt mit Adressen von Praxen in der Nähe. Prima. Danke.

Kann man machen …

Am nächsten Tag rufe ich in einer Arztpraxis an und bitte um einen Termin für einen Sehtest. „Im Moment nicht“, sagt die freundliche Stimme. Ich könne mir aber eine Verordnung holen und dann das ganze beim Optiker machen. Das sei kein Problem. Nee, kann ich nicht. Der Optiker schickt mich zum Augenarzt, der Augenarzt verweist auf den Optiker? Ich insistiere und bekomme einen Termin, mit dem Hinweis, auf eine mögliche lange Wartezeit. Es geht dann doch recht schnell. Der Doc sagt, kann man machen, muss aber nicht und überlässt die Entscheidung dem Kind. Es wäre für mich an dieser Stelle völlig okay, wenn es keine Brille bekäme. Aber ich bin weder Fachfrau noch habe ich den Unterschied bei der Untersuchung erfahren. Also eine Sehhilfenverordnung. Ich buche wieder einen Termin beim Optiker.

Stolz lege ich die Verordnung auf den Tisch. Der Mitarbeiter entschuldigt sich kurz. In der ersten Spalte ist kein Eintrag, weil der Wert Null ist. So nimmt die Krankenkasse die Verordnung nicht, erfahre ich. Fehler Nummer zwei. Da hatte ich nicht drauf geachtet. Nun soll ich wieder zurück gehen zum Augenarzt und die Zahl handschriftlich nachtragen lassen, mit Stempel daneben. Jetzt bin ich „da“, jetzt bin ich „weg“. Ich komme mir vor wie Grobi aus der Sesamstraße, der ganz schön aus der Puste gerät, beim Versuch den Unterschied dieser beiden Zustände zu erklären. Ein Brillengestell suchen wir trotzdem aus und geben die Brille in Auftrag. Die überarbeitete Verordnung kann ich nachreichen.

Grobi klappt erschöpft zusammen

Bereits eine Woche später ist die Brille abholbereit. Wow, jetzt aber flott zum Augenarzt. Ich trage mein Anliegen vor. „Wir tragen die Null nie ein“, sagt die Sprechstundenhilfe. What!? Es kommt noch besser: Die Verordnung ist nun älter als zwei Wochen und muss neu ausgestellt werden. Ob ich die Krankenkassenkarte des Kindes dabeihabe. Neues Jahr, neues Quartal. Nee. Und jetzt? Dann müsste ich noch mal wiederkommen. Fehler Nummer drei. Grobi klappt erschöpft zusammen … aber momentmal, doch. Da ist die Karte. Yes! Yes! Yes! Ich mache eine Pirouette vor dem Tresen und die Beckerfaust. Innerlich, versteht sich. Am nächsten Tag holen wir die Brille ab. Das Kind ist glücklich. Grobi auch. Die erste Challenge des neuen Jahres ist gemeistert. Da ruft der kleine Bruder: „Ich brauche auch eine Brille!“

Fortsetzung folgt …

 

 

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