Active Sports – wenn nicht drin ist, was draufsteht

Blick in den U-Bahn Waggon Spiegelung in der Scheibe

Lange keene U-Bahn-Jeschichte mehr jepostet. Kein Wunder, ich fahr ja jetzt Rad. Aber nicht immer. Und kaum steige ich die Bahn, da wird’s schon interessant!

Am Morgen sah ich in der U-Bahn einen jungen Mann. Mitte zwanzig, cooler Typ mit Rasta-Zöpfen, lang bis zur Hüfte. Er nahm den Arm hoch, um sich an der Haltestange über seinem Kopf festzuhalten. Er war groß, es machte ihm keine Mühe. Dennoch streckte er sich etwas. Da rutschte das T-Shirt hoch und gab den Blick auf das Darunter frei.

Die Hose hing uff halb acht und der Bund der Unterhose schaute hervor. Scheinbar muss das so sein. Deshalb nutzen die Designer natürlich die kostenlose Werbefläche und drucken ihre Markennamen in wasweißichwieviel Punkt großen Buchstaben auf den breiten Gummibandrand. Ich überlegte. War das nicht schon in den 90ern angesagt?

Pionier auf dem Gebiet war Calvin Klein. Oder besser: Mark Wahlberg. Naja, manche Dinge sind einfach nicht totzukriegen. Das bezieht sich jetzt auf den Look, nicht auf den Designer und das Model. Nun also der Bursche in der U-Bahn. Der Bund der Unterhose zeigte in der Mitte einen Aufnäher auf dem sich drei Buchstaben befanden: TCM. Aha, der coole Kerl kauft seine Schlüpper bei Tschibo, dachte ich. Interessant! Uncool? Oder doch ganz nett? You decide.

Ich sehe was, …

Noch besser gefiel mir aber eine Beobachtung, die ich vor zwei Jahren machte. Tut hier eigentlich nichts zur Sache, ich erwähne es aber trotzdem. Vielleicht, weil ich mich schon länger mit solchen Dingen beschäftige. Weil ich in der U-Bahn nicht immer auf mein Smartphone schaue. Eigentlich nie. Da hat man dann Zeit, Dinge zu beobachten, zum Beispiel Unterhosenaufschriften. Oder was sonst noch so auf Kleidungsstücken steht.

Ich fuhr also am Abend mit der U-Bahn nach Hause. Es war 18:00 Uhr. Es war voll. Typische Feierabendzeit. Trotzdem hatte ich einen Sitzplatz ergattert. Mir gegenüber saß eine große, kräftige Frau. Alles an ihr war groß und kräftig. Das galt für die Beine, den Busen, die Schultern – selbst die Haare. Sie hatte eine schulterlange rotblonde Mähne aus beneidenswert dickem Haar. Gewellt. Wild. Eine richtige Löwenmähne.

… was du nicht siehst.

Die Frau hielt die Augen geschlossen und döste vor sich hin. Sie war ein wenig in sich zusammengesackt. Vielleicht hatte sie auch Feierabend? Hatte sie möglicherweise zwei Stunden länger gearbeitet? Hat sie Kinder? Ich dachte nach und betrachtete den Berg aus Frau. In meiner Kindheit hätten wir gespottet: Die braucht Klamotten in Zeltgröße. Gemein. Bodyshaming. So war es. Der Anblick ihres olivgrünen Parkers – nun ja, was soll ich sagen?

Eine Menge Mensch, die da müde in Tarnfarbe vor mir saß. Mein Blick blieb am rechten Ärmel hängen. In diesem Moment entdeckte ich zum ersten Mal die absurde Aussagekraft dieser kleinen Stoffetiketten auf Kleidungsstücken, mit denen der Träger oder die Trägerin gewisse Eigenschaften assoziieren soll. Auf einem handtellergroßen Aufnäher stand: ACTIVE SPORTS.

Eine klassische Text-Bild-Schere.

 

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