Wie George und ich spontan Berlin retteten

U-Bahn auf Warschauer Brücke

Montagmorgen. Spontan denke ich: Ich müsste das Chaos vom Wochenende aufräumen. Könnte Wäsche waschen. Doch es ist so schön draußen. Verlockend schön. Ich könnte einen Spaziergang machen. Soll ich? Soll ich nicht? Eigentlich hätte ich so viel zu tun. Ich entscheide mich für …

Ja? Nein? Vielleicht?

Es ist noch früh. Ich ziehe meinen Daunenmantel über meinen Pyjama. Keine Zeit verlieren und bloß nicht die Meinung ändern. Also Mütze, Sonnenbrille, Schal. Schnell noch Handschuhe und Laufschuhe. Ich überquere eine Straße auf der sich der morgendliche Berufsverkehr staut. Dann bin ich im Park.

Die Sonne scheint, wenige Menschen sind unterwegs. Dort hüpft ein Hund auf der Wiese herum. Sogar die Anzahl der Radfahrer ist gering. Ich freue mich über meine Entscheidung. Laufe immer schneller und erreiche die U-Bahntrasse. Ich greife in meine Manteltasche, warum auch immer, und finde ein Papier. Blau, mit Sicherheitsfaden: 20 Euro. Ein Geschenk.

Gleisdreieck: Einfach losfahren!

Ich sehe die U-Bahn im Bahnhof Gleisdreieck. U1 Richtung Warschauer Brücke. Die U2 fährt Richtung Pankow. Ich könnte jetzt einsteigen. Einfach losfahren. In den Prenzlauer Berg. „Och, ja!“ Meine Monatskarte liegt zuhause. Hoffentlich werde ich nicht erwischt. Die U-Bahn fährt oberirdisch, ich schaue hinaus. Genieße das Licht. An der Eberswalder Straße steige ich aus. Dort ist ein Café.

Ein Platz am Fenster ist frei. Ich könnte dort Frühstücken. „Och, ja!“ Ich bin im Pyjama. Halten die mich für verrückt? Immerhin: keine Löcher und Flecken – aus tierfreiem Nichtraucherhaushalt. Ein großer Kaffee wäre jetzt schön. „Och, ja!“ Ich gehe in das Café. Ein großer Cappuccino, ein kleines Frühstück, Orangensaft ist doch gesund. Und Lachs. Ich mag Lachs.

George Clooney und die Schultoiletten

Ich esse und lese. Das Smartphone liegt zu Hause. Ich wollte doch nur eine Runde spazieren gehen. Also lese ich Zeitung. Nun ja, die Überschriften. Die Lesebrille liegt auch zu Hause. Der Saft schmeckt, die Brötchen auch. Die Sonne scheint. Die Sonne scheint und die Tür des Cafés geht auf. George Clooney betritt das Café.

Ob es ihn wohl stört, dass ich im Pyjama bin? Wir könnten ein wenig über Umweltschutz reden. „Och, ja!“ Spontan böte der Promi-Ökö an, einen zweistelligen Millionenbetrag in die Verkehrsberuhigung meines Wohnviertels zu stecken. Wegen der Feinstaubbelastung. Das wäre schön. Ich könnte die Situation nutzen und gleich mal fragen wegen der Schultoiletten. Da gibt es Bedarf.

Spontan sein? Och, ja!

Vielleicht möchte Herr Clooney auch Besitzer mehrerer Kleinprofil-U-Bahn-Züge werden und bis 2035 mit insgesamt 3,1 Milliarden Euro etwas gegen den Fahrzeugmangel und den überalterten Fahrzeugbestand der BVG tun? „Och,ja!“ Die Polizei braucht neue Ausrüstung. „Och, ja!“ Krankenhauspersonal. Kitaplätze. George ist mit allem einverstanden. Das ist die Lösung.

Ich habe meinen Spaziergang im Park beendet und gehe nach Hause. Raus aus dem Pyjama und ab ins Büro. Dort sitze ich mit einem Lächeln. Heute leider nicht die Welt gerettet – war aber kurz davor. Ich könnte beim nächsten Mal total spontan sein. Einfach mal machen. „Och, ja!“ Vielleicht ändert es doch etwas.

Einen sonnigen Wochenstart.

Auto Nummernschild Och-Ja

 

Update 20.3.2018:
Heute schneit es. Am Herrmannplatz gibt es auf dem Bahnsteig der U8 so eine Art Rave. Er ist gerammelt voll. Auf der Anzeige blinkt „No train service“. Aha, da hat sich wieder irgendwo ’ne Schneeflocke verkantet. Schon jeht nüscht mehr. George, bitte melde dich!

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