Hallo, Umwelt: Me, my Pfandflaschen und icke!

Papiertüte und Glasflaschen liegen auf dem Boden

Nehme ich die Tüte mit den Pfandflaschen noch schnell mit? Ich schmeiße mir den Schal um den Hals, schnappe den Schlüssel und will die Wohnung verlassen. Eigentlich wollte ich längst unterwegs sein. Es ist Montagmorgen, ab ins Büro. Kurzes Zögern.  Na gut, dann ist es erledigt. Ich nehme die Tüte mit, es sind etwa 25 Flaschen darin. Ein munterer Mix.

Ein handgeschriebener Zettel klebt am Pfandautomaten im Supermarkt meines Vertrauens. Nur Plastik-Flaschen mit 0,25 Euro Pfand könne der Automat derzeit annehmen. Keine Kisten. Kein Glas. Man bitte um Verständnis. Ich könnte ausflippen! Das ist doch echt ein Witz! Hätte ich die Kack-Flaschen bloß zu Hause gelassen. Montagmorgen. Ja klar. Das fängt ja wieder gut an.

Kurzer Tüten-Check: Der Inhalt besteht größtenteils aus Glasflaschen. Mehrweg. Umweltfreundlich. Da lege ich schon Wert drauf. Na gut, versuche ich es im Geschäft gegenüber. Nach Hause zurücklaufen ist keine Option. Nur die drei Plastikflaschen abgeben auch nicht. Denn: Was mache mit dem Bon? Ich müsste mich jetzt extra an der Kasse anstellen oder später ganz fest daran denken, das Einlösen nicht zu vergessen.

Alles wird gut – denkste!

Das Geschäft gegenüber ist eine kleine Filiale einer großen Supermarktkette. Der Pfandautomat ist ganz, ganz hinten im Geschäft. Ich wurstele mich an den großen Rollwagen mit Warenlieferungen vorbei. Durch eine kurzfristige maximale Beschleunigung kann ich geschickt an einer Omi mit Einkaufswagen vorbeihuschen. Yes, well. Jetzt wird alles gut.

Vor dem Pfandautomaten stehen vier Männer mit großen Tüten. Als ich an der Reihe bin schluckt der Automat brav das Leergut bis es zu den kleinen Brause-Flaschen kommt. Biiip. Gebinde nicht erkannt. Auf dem Display des Automaten leuchtet es rot. Davon lasse ich mich nicht beeindrucken und schiebe die Flasche wieder hinein. Und noch einmal. Und noch einmal. Die Frau hinter mir seufzt.

Meinen Bon über 2,22 Euro löse ich an der Kasse ein. Schöne Zahl. Eigentlich ganz witzig, denke ich. Der junge Kassierer wünscht mir einen schönen Tag. Doch damit ist es längst vorbei. Nun stehe ich vor dem Geschäft mit zehn Glasflaschen in der Tüte. So ein Mist! Muss das alles so kompliziert sein? Ich schmeiße die Drecksdinger hier vor die Tür. Einzeln! Dazu rufe ich bei jedem Wurf: Scheiß Pfandsystem.

Ex und hopp?

Mach ich dann doch nicht und gehe zum U-Bahnhof. Mit meiner Plastiktüte. Mit meinen Glasflaschen, die leise aneinander klimpern. Lohnt sich das? Wo ist hier eigentlich der nächste Glascontainer? Ich entdecke am Straßenrand einen Müllcontainer. Da rein? Obenauf glänzt eine goldfarbene große Blechdose für Oliven. Sie ist leer. Sieht eigentlich ganz cool aus.

Mit den Glasflaschen in der großen Tüte und der leeren Olivendose aus dem Müll fahre ich mit der U-Bahn zur Arbeit. Naja, warum auch nicht. In Berlin is ja allet möglich. Das heißt, ich fahre nicht direkt ins Büro. Vorher steuere einen weiteren Supermarkt an. Der Pfandautomat steht im Eingangsbereich. Yes! Als er die erste der kleinen Brause-Flaschen schluckt, mache ich die Becker-Faust. Yes! Yes!

Eine Flasche bleibt übrig. Das ist ein Erfolg. Bei der Bank nebenan checke ich meinen Kontostand. Er ist gut. Dann kaufe ich in der Drogerie Entkalker für den Wasserkocher im Büro. Die Kollegen freuen sich und schenken mir zum Dank leckere Haselnussplätzchen. Gut, dass ich die Tüte mit den Pfandflaschen mitgenommen habe. Sonst wäre das alles nicht geschehen.

Am Abend auf dem Nachhauseweg klimpern die letzte Glasflasche und die Olivendose in meiner Tüte aneinander. Pling. Pling. Pling. Bei jedem Schritt. Jetzt mag ich das Geräusch.

Montagmorgen: Ende gut, alles gut!

 

 

Foto: (c) montagmorgen.berlin

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